Marie Juchacz, Frauensekretärin im Parteivorstand der SPD (1917) und spätere Reichstagsabgeordnete, war maßgeblich an der Gründung der AWO beteiligt, die ein Hauptausschuss der Partei war. Ziel war es, die Arbeiterangelegenheiten besser in der Gesetzgebung zu berücksichtigen und zur Verwirklichung eines sozialen Rechtsstaates beizutragen.
Leitbild der AWO war die Schaffung eines sozialen Rechtsstaates, in dem der Hilfsbedürftige einen Rechtsanspruch auf staatliche Hilfe hat. Von den örtlichen Ausschüssen der AWO wurden auch caritative Aufgaben übernommen, u.a. Volksküchen, Waisenhäuser ...
Das vorbildliche Reichsjugendwohlfahrtsgesetz wurde erst vor 5 Jahren reformiert und vom Kinder- und Jugendhilfegesetz abgelöst.
Das Reichsfürsorge- und Wohlfahrtspflegegesetz wurde 1961 durch das Bundessozialhilfegesetz an die heutigen gesellschaftlichen Bedingungen angepasst.
Das Gesetz zur Vereinheitlichung des Gesundheitswesen ist heute noch in Kraft.
Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten betreuten Marie Juchacz und Mitglieder des Hauptausschusses Flüchtlinge und ihre Familien aus dem freien Saarland, dann aus Marseille und den USA.
Bei Kriegsende wurden von den Alliierten alle Vereine aufgelöst. Als Gymnasiallehrer Franz Josef Strauß zum Regierungsrat und Leiter des Bayerischen Landesjugendamtes berufen wurde, ermöglichte er Hans Weinberger neben der Caritas und Diakonie die Arbeiterwohlfahrt als freien unabhängigen Wohlfahrtsverband zu organisieren und aufzubauen.
Erst Jahre später entstand nach bayerischen Vorbild in den drei Westzonen die Arbeiterwohlfahrt.
Die AWO ist ihrem Leitbild treu geblieben: „... ist bestimmt von einer ganzheitlichen Sichtweise, die Einzelne und Familien nicht ausschließlich in ihrer persönlichen und privaten Existenz sieht, sondern in ihren sozialen Beziehungen und innerhalb bestehender gesellschaftlicher Rahmenbedingungen.“
(Auszug aus dem Grundsatzprogramm der AWO)
1919: Gründung des Hauptausschusses für Arbeiterwohlfahrt als Teil der sozialdemokratischen Partei durch Marie Juchacz.
1924: In 1.200 Gliederungen auf Orts- und Kreisebene der AWO sind 24.000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer aktiv.
1925: Erstes Fachtreffen für soziale Berufskräfte.
1926: Erste Ausgabe der Fachzeitschrift Arbeiterwohlfahrt.
1927: Einweihung des Immenhofs als Heim für schwer erziehbare Mädchen.
1928: Gründung einer verbandseigenen Wohlfahrtsschule für Frauen und Männer in Berlin.
1930: Lotte Lemke wird Geschäftsführerin des Hauptausschusses für die Arbeiterwohlfahrt.
1931: 135.000 Helferinnen und Helfer sind ehrenamtlich für die AWO tätig.
1933: Verbot und Verfolgung durch den Nationalsozialismus.
1946: Neubildung des Hauptausschusses für die Arbeiterwohlfahrt als selbständiger Wohlfahrtsverband.
1947: Gründung der ersten Schwesternschule der AWO in Westerland, auf Sylt.
1949: Eröffnung einer Wohlfahrtsschule als Seminar für Sozialberufe (wechselte später nach Mannheim und anschließend als Höhere Fachschule für Sozialarbeit nach Düsseldorf).
1969: Gründung des Jugendwerks der Arbeiterwohlfahrt.
1972: Die Fachzeitschrift der Arbeiterwohlfahrt heißt ab sofort "Theorie und Praxis der sozialen Arbeit"
1975: Verabschiedung des ersten fachpolitischen Programmes der Arbeiterwohlfahrt.
1987: Verabschiedung des Grundsatzprogrammes der Arbeiterwohlfahrt unter dem Titel "Humanitäres Handeln aus politischer Verantwortung".
1990: Nach 57 Jahren Trennung Zusammenschluß der Landes- und Bezirksverbände der Arbeiterwohlfahrt am 10. November, im Rahmen eines Bundestreffens in Berlin.
1991: Erste gesamtdeutsche Bundeskonferenz am 20. und 21. April in Nürnberg.